Wieviele Menschen sind schon in Tränen ausgebrochen, kaum haben sie die Schwellen der Mezquita überschritten? Was ist es nur, das inmitten rationalster Raumgestaltung durch die unendliche Wiederholung des Bogenmotivs den «gefangenen» Betrachter ekstatisch umfängt? Und warum wirkt die «Vergewaltigung» des Raums durch den späteren Einbau der christlichenKathedrale so deplaziert, wenn auch in massvoller Erträglichkeit und ohne spürbaren Willen zur totalen Zerstörung des Vorgängigen? Zurückgehend auf die ursprünglichste Formgestaltung der Moschee als Ort der unterschiedslosen Niederwerfung vor dem Höheren, macht die Mezquita von Cordoba bis heute die geistlichen Gestaltungsprinzipien für den Vollzug kollektiven Betens nachvollziehbar und weist durch die allem Narrativen ferne Raumausstattung den möglichen Weg zu abstrakter Erleuchtung. Erst mit Blick auf die unfassbar preziös gestaltete Mihrab-Nische wird uns vor den unüberwindlichen Schranken gen Mekka klar: Gott ist ein Anderer.
Die Forschungsleidenschaft des Kunsthistorikers Stephan Sievers gehört der Spätantike, dem Frühmittelalter und der Moderne. Dafür reist er – auch als Studienreiseleiter – immer wieder nach Frankreich, Italien, Spanien, Norwegen und in die Türkei. Die hierbei erzielten Ergebnisse, Reflexionen und Kunstfotografien münden in hochgeschätzte Seminare, Vorträge und Ausstellungen.
15 CHF für Vereinsmitglieder
35 CHF für Nichtmitglieder
vergünstigter Eintritt mit Vortragsabo 2023
Dienstag, 16.30 bis 18.00 Uhr
28. März 2023
Teilnahme mit oder ohne Anmeldung möglich
Anmeldung jederzeit möglich